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Interview mit Andreas Albert (Sport-Geschäftsführer TSV Bad Königshofen): „Der Blick auf die Tabelle schmerzt nicht“

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Interview mit Andreas Albert (Sport-Geschäftsführer TSV Bad Königshofen): „Der Blick auf die Tabelle schmerzt nicht“

Interview mit Andreas Albert (Sport-Geschäftsführer TSV Bad Königshofen): „Der Blick auf die Tabelle schmerzt nicht“

Der zuletzt zweimalige Play-off-Teilnehmer TSV Bad Königshofen ziert in der Tischtennis Bundesliga (TTBL) das Tabellenende. Im Interview beschreibt Sport-Geschäftsführer Andreas Albert den Umgang der Franken mit der ungewohnten Situation, bewertet aber auch die Leistungen der Neuzugänge und skizziert den Erfolg der Social-Media-Aktivitäten des Klubs in Asien.

Andreas Albert, Ihr TSV Bad Königshofen hält nach zwei Play-off-Teilnahmen nacheinander durch einen unterdurchschnittlichen Saisonstart die Rote Laterne des Tabellenschlusslichts. Schmerzt der Blick auf die Tabelle sehr?

Der Blick auf die Tabelle schmerzt nicht. Wir wussten ja schließlich, dass die Liga aufgerüstet hat, wir ja mit Jin Ueda unseren Topspieler verloren und uns außerdem für eine Verjüngung eingesetzt haben, die wir auch unbedingt durchführen müssen, denn Jungs wie Bastian Steger mit 44 Jahren und Daniel Habesohn mit 39 Jahren werden nicht jünger. Aber sie sind so erfahren und werden uns auch in dieser Saison wieder helfen.

Wie sehr macht Ihnen Hoffnung, dass der TSV die Spiele gegen die Schwergewichte 1. FC Saarbrücken-TT, TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell und Borussia Düsseldorf sowie Champions-League-Starter ASC Grünwettersbach bereits hinter sich hat?

Vom Spielplan her wussten wir, dass wir mit 0:10 oder sogar 0:12 starten könnten. Das erste Spiel beim TTC Zugbrücke Grenzau wollten wir zwar eigentlich gewinnen, aber da sind uns noch zwei Einzel aus den Händen geglitten, auch im Spiel gegen Düsseldorf war es viel enger, als es das Ergebnis zeigt. Wichtig war der Sieg in Grünwetterbach, damit der Abstand zu den Mannschaften, die vor uns platziert sind, nicht zu groß wird. Der Sieg in Grünwettersbach hat ja außerdem gezeigt, dass die Mannschaft kämpft und an sich glaubt. Alle vier Spieler, auch wenn Filip Zeljko diesmal nur zuschauen durfte, haben sich mit toller Moral in Grünwettersbach behaupten können.

Die Liga gilt in der laufenden Saison so ausgeglichen wie niemals zuvor. Ist Angst vor einem sportlichen Abstieg ein Thema für Ihr Team?

Uns ist bewusst gewesen, dass wir in dieser Saison eher hinten herumkrebsen werden. Angst vor dem sportlichen Abstieg haben wir aber nicht, denn die Mannschaft hat Herz, und wir haben tolle Fans in unserer Shakehands-Arena. Da müssen die Gegner erstmal in Königshofen punkten, denn zuhause ist für uns alles möglich, aber auch auswärts performt unsere Mannschaft. Also in der Geschäftsführung sind Matthias Braun und ich sowie auch unser Teamleiter Tomasz Kasica ziemlich ruhig, relaxed und besonnen.

Wie reagiert das Vereinsumfeld nach den Erfolgen in den beiden letzten Jahren auf die momentane Situation?

Das Vereinsumfeld ist natürlich gut informiert und orientiert. Es war uns allen klar, unseren Sponsoren, Partnern und Helfern, also es war allen klar, dass es ohne Ueda ein schwieriges Jahr wird, weil Jin ein Spieler ist, der an einem guten Tag jeden in der Welt schlagen kann. Aber wie es so ist im Sportlerleben oder in den Medien: Wenn Du vorne mitspielst, ist alles ruhig. Aber wenn Du auf einmal in der Tabelle hinten stehst, dann sprechen Dich auf einmal Leute an, die normalerweise nichts sagen und fragen dann: ‚Ja, was ist denn bei Euch los?‘ Aber da muss man durch.

Kann Ihr neuformiertes Team nach der angesprochenen Zäsur durch den Abschied von Ueda bereits wieder als eine so verschworene Gemeinschaft wie in den vergangenen Jahren angesehen werden?

Ja, wir sind weiterhin eine verschworene Gemeinschaft, da hat sich nichts geändert und ändert sich nichts. Denn der Unterschied zwischen Bad Königshofen und anderen Mannschaften ist, dass wir schon lange, lange mit dem gleichen Spielerstamm antreten. Basti Steger spielt in seiner siebten Saison bei uns, Filip Zeljko sogar schon seine zehnte – neun Jahre Bundesliga und ein Jahr zweite Liga. Zwar ist uns Kilian Ort weggebrochen, dafür haben wir nun mit Andre Bertelsmeier einen ähnlichen Charaktertypen, einen Kämpfer, der super bei unseren Fans, besonders bei den Ping-Pong-Ultras, ankommt. Und Daniel Habesohn ist sowieso ein Mannschaftsspieler. Alle unserer Spieler sprechen Deutsch, sprechen eine Sprache - und alle wissen, um was es geht.

Wie bewerten Sie die bisherigen Leistungen Ihrer schon erwähnten Neuzugänge Andre Bertelsmeier und Daniel Habesohn?

Andre und Daniel haben sich ganz schnell bei uns eingefunden, sind innerhalb kürzester Zeit echte Königshöfer Jungs geworden, sind beliebt, sie kämpfen für den Verein, sie stellen den Verein über alles. Andre versucht, möglichst viele Spiele für uns zu machen, und Daniel sagt, dass bei Überschneidungen von Turnieren und Bundesliga die Liga für ihn Vorrang hätte - solche Spieler braucht man, denn jeder weiß, dass Spieler, wenn sie gerade aus dem Flieger gestiegen sind, keine 100 Prozent abrufen können.

Wie würden Sie die beiden einzeln beurteilen?

Andre hat in der Liga schon zwei Spiele gewonnen, gleich in der Vorrunde seiner ersten TTBL-Saison. Das ist prima, mehr darf man gar nicht erwarten. Ich bin auch immer fast schon froh, dass er ab und zu mal nicht gewinnt, denn wenn es zu schnell gehen würde, dann würden wieder alle bei den Medien ausflippen, aber er soll geerdet bleiben und seinen Weg kontinuierlich nach oben machen. Dafür ist Königshofen genau der richtige Verein für ihn, und ich bin überzeugt, dass er uns in den nächsten Jahren

Und Daniel Habesohn?

Daniel hatte anfangs ein paar Startschwierigkeiten, aber dann gelang ihm der Sieg gegen Eduard Ionescu und zuletzt der Sieg gegen Tiago Apolonia. Beide Erfolge haben ihm gut getan, und ich bin sicher, dass er an diese Leistung in der restlichen Saison anknüpfen wird.

Bastian Steger erweist sich im bisherigen Saisonverlauf trotz seiner inzwischen 44 Jahre erneut als schier unverwüstlich und feierte schon Siege gegen Anton Källberg und Nationalspieler Ricardo Walther. Wie erklären Sie sich diese Leistungen?

Bastian Steger ist wirklich ein Phänomen. Wenn ich ihn in der Box beobachte und sehe seine Muskulatur und körperliche Gesamtkonstitution, denke ich mir, dass der Junge wirklich auch als 25 oder 26 durchgehen kann. Bei ihm findet man kein Gramm Fett zu viel, er ist super durchtrainiert, immer noch voll motiviert, erfahren, hat keine Angst, bei 8:10 nochmal zwei Granaten durchzuziehen, wenn ein jüngerer Spieler vielleicht erstmal ins Stocken gerät. Basti ist wirklich ein Ausnahmespieler, und wir freuen uns weiter, dass wir ihn für dieses und auch nächstes Jahr noch in Königshofen haben. Er ist unser Leithammel, er ist unser Kapitän, er ist der Liebling unserer Fans und unserer Sponsoren. Wenn ich dann auch noch sehe, dass er in seinem Alter Spieler wie Källberg und Walther immer noch schlägt, zeigt es doch, dass ein ausgeruhter Steger auch in den kommenden Spielen für uns ein ganz, ganz wichtiger Mann sein wird.

Abschließend ein Thema etwas abseits vom Tischtennis: Bad Königshofen hat über seine Social-Media-Aktivitäten eine vergleichsweise große Fangemeinde in China, Japan und Südkorea aufgebaut. Wie hat sich dieser Bereich entwickelt?

Ja, wir sind auf Social Media wirklich gut unterwegs mit YouTube-Videos, Reels sowie bei Instagram. Seit dem Spiel gegen Saarbrücken bespielen zwei junge Chinesen aus unserer Nachbarstadt Bad Neustadt die Social-Media-Kanäle Redbook und Weibo in China. Wir hatten innerhalb von zwei Wochen über 100.000 Fans. Ich hätte nie gedacht, dass Social Media einmal so wichtig werden wird und sein kann.

Wie fielen die Reaktionen auf das Gastspiel von Chinas Superstar Fan Zhendong mit Saarbrücken in Bad Königshofen aus?

In China kamen die Aktion mit dem Shuttle-Service, das warmherzige Willkommen in unserer Shakehands-Arena und die ganze Atmosphäre ganz, ganz toll an. Man liebt uns in China, wir heißen da auch nicht Bad Königshofen, sondern sind als Schwammkopf-Klub, als Spongebob-Klub bekannt. Das ist recht lustig. Fans schreiben uns und wünschen sich natürlich Autogrammkarten. Es ist ein richtiger kleiner Hype um uns entstanden, den wir jetzt auch nutzen wollen.

Vielen Dank für das Gespräch, Andreas Albert.

Interview: Florian Manzke

TTBL Redaktion
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16.10.2025

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