Pokal

Das Liebherr Pokal Finale 2026 in 100 Tagen: Ein Fixpunkt in der deutschen Sportlandschaft
Das Liebherr Pokal Finale gehört seit Jahren zu den herausragenden Events im Kalender des deutschen Sports. Durch den inzwischen traditionellen Termin für das Final Four Anfang Januar, gilt die ratiopharm arena Ulm/Neu-Ulm als mittlerweile ebenso angestammte Location und natürlich jede Menge Tischtennis-Weltklasse an einem Ort. Somit hat der Kampf um den ersten Titel des Jahres bereits weit über die eigene Community hinaus geradezu schon Kultstatus in Sportdeutschland.
So ist denn auch am 26. September zum Start des 100-Tage-Countdowns für die Endrunde 2026 die gute Nachricht nur wenig überraschend gewesen, dass für das Tischtennis-Fest am 4. Januar (Sonntag) nur 48 Stunden nach Eröffnung des Kartenvorverkaufs bereits rund 500 Tickets vergriffen sind.
Zum elften Mal nacheinander ermitteln vier deutsche Spitzenmannschaften an der Donau den deutschen Tischtennis-Pokalsieger. Längst hat sich die strategische Entscheidung der Tischtennis Bundesliga (TTB) für die Etablierung der Pokalendrunde an einem Schauplatz und zu einem möglichst festen Termin als goldrichtig erwiesen: Schon viele Jahre nämlich genießt das Liebherr Pokal Finale in Anlehnung an das Pokalendspiel der Fußballer einen Ruf als „Berlin des Tischtennis“. Seit Jahren sorgen rund 4500 Fans in der regelmäßig restlos ausverkauften Arena für eine einmalige Atmosphäre und feiern auf unvergleichliche Weise ein regelrechtes Tischtennis-Fest.
„Der immer wieder bemühte Vergleich mit dem Fußball-Pokalendspiel in Berlin mag die Größenverhältnisse der beiden Sportarten nicht angemessen spiegeln, ehrt uns aber dennoch und macht uns auch stolz“, kommentiert TTBL-Geschäftsführer Nico Stehle die Anerkennung in der deutschen Sportlandschaft für die beharrliche Kärrnerarbeit des Liga-Verbandes bei der Entwicklung des Events.
Doch Berlin hin und Berlin her: Das Liebherr Pokal Finale hat seine eigene Identität. Entsprechend empfinden Stehle und die gesamte TTBL-Crew die jährlich wiederkehrende Pokal-Euphorie unter den deutschen Tischtennis-Fans als größtes Kompliment: „Alle Klubs nehmen den Pokal sehr ernst und wollen unbedingt auch dabei sein, weil das Final Four eine unglaubliche große Bühne darstellt und viel Strahlkraft besitzt. Die stabil hohen Zuschauerzahlen zeigen, dass sich das Event fest etabliert hat und unabhängig von den teilnehmenden Teams funktioniert.“
Tatsächlich herrschte beispielsweise schon im Vorjahr beim Triumph des Lokalmatadors TTF Liebherr Ochsenhausen auch ohne das inzwischen angetretene Idol Timo Boll und seinen populären Verein Borussia Düsseldorf Hexenkesselstimmung in der Halle. Der TTBL-Medienpartner Dyn verzeichnete für seinen Livestream ebenso einen angestiegenen Zuspruch wie mehrere ARD-Sender für ihre Nachrichten- und Magazinformate. Das stetig wachsende Medieninteresse wiederum macht das Liebherr Pokal Finale auch für Sponsoren zu einer attraktiven Plattform.
Die legendäre „Faszination Pokal“ zieht Sport-Fans auch immer wieder in ihren Bann. Nur auf dem Papier scheinen Überraschungen fast ausgeschlossen, die Realität ist eine andere - frag‘ nach beim ASC Grünwettersbach: Den Karlsruhern gelang 2020 beim Final Four durch ihren ersten Pokalsieg eine Sensation, schaltete das Team um das damals aufstrebende Talent Dang Qiu doch zunächst den späteren Meister 1. FC Saarbrücken-TT aus und düpierte im Endspiel auch den damals amtierenden Doublegewinner Ochsenhausen.
„Unser Erfolg“, erinnert sich ASC-Sportchef Martin Werner rund sechs Jahre zurück, „hat gezeigt, dass auch ein kleiner Verein an einem guten Tag mit guter Stimmung in der Mannschaft viel erreichen kann, wenn wirklich alles zusammenpasst. Diese Momente in einer Halle mit solch einer Stimmung haben wir sehr genossen.“ Grünwettersbachs Cup-Gewinn markierte auch einen Meilenstein auf dem Weg der Badener auf die europäische Bühne: Nach „Schnupperkursen“ im Europe Cup nutzte der ASC seinen inzwischen klangvolleren Namen auch zur Verpflichtung von Doppel-Weltmeister Hiroto Shinozuka und steht in seiner ersten Champions-League-Saison schon im Achtelfinale.
Zu den großen Überraschungen der jüngeren Vergangenheit in der bald 70-jährigen Pokal-Geschichte zählt – gemäß den „eigenen Gesetzen des Pokals“ - natürlich auch die Final-Four-Qualifikation von Zweitligist TV Hilpoltstein im Jahr 2017. Den Weg ins Eliteturnier bahnten sich die Franken durch einen 3:1-Viertelfinalcoup gegen den damaligen Ex-Meister Werder Bremen.
Hilpoltstein kann sich der Union Velbert im Viertelfinale der laufenden Saison gut zum Vorbild nehmen. Der Zweitligist nimmt in dem immer reizvollen Duell zwischen David und Goliath gegen Champions League-Sieger Saarbrücken und Olympiasieger Fan Zhendong fraglos die Underdog-Rolle ein. Alleine die Möglichkeit einer Sensation indes verleiht der Begegnung schon lange vor dem ersten Aufschlag ein ganz besonderes Flair – den Pokal-Flair.
Neben Saarbrücken wollen auch alle anderen Topteams der Bundesliga zum Final Four. Rekordgewinner Borussia Düsseldorf strebt mit dem früheren EM-Champion Qiu statt Boll nach einer seiner seltenen Saisons ohne Titel bei Vorjahresaufsteiger TTC OE Clarity Telefonie-Systeme den nächsten Schritt zu Rückkehr auf ein Siegerpodest machen. Ochsenhausen und sein Doppel-Weltmeister Shunsuke Togami werden von Champions-League-Teilnehmer Post SV Mühlhausen mit dem deutschen Meister Kay Stumper herausgefordert, und der TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell gilt mit seinem deutschen Star Dimitrij Ovtcharov gegen den früheren Pokalgewinner TTC Zugbrücke Grenzau als Favorit.
Tief in seinen Wurzeln ist das Liebherr Pokal Finale ein Event nicht zuletzt für die Spieler. Bei den Profis kommt das Konzept auch bestens an, wie Saarbrückens Publikumsliebling Patrick Franziska verdeutlicht: „Der Pokal ist einer der beiden wichtigsten nationalen Titel, wird aber noch schöner dadurch, dass Halbfinals und Endspiel immer an einem Tag ausgespielt werden und immer unfassbar viele Zuschauer dabei sind. Diese Events machen einfach viel Spaß, weil wirklich viel Tischtennis auf hohem Niveau geboten wird und wir so angefeuert werden wie sonst nur selten im Verlauf einer Saison. Im Fußball ist die Tradition mit Berlin seit 1985 noch etwas länger. Aber ich finde schön, dass auch im Tischtennis schon solche Beständigkeit besteht. Auch durch diese Beständigkeit in vielen Bereich ist das Final Four in jedem Jahr ein echtes Highlight.“
Florian Manzke