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Interview mit Kilian Ort (Trainer ASC Grünwettersbach): „Gedanke an Bad Königshofen macht mulmiges Gefühl“

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Interview mit Kilian Ort (Trainer ASC Grünwettersbach): „Gedanke an Bad Königshofen macht mulmiges Gefühl“

Interview mit Kilian Ort (Trainer ASC Grünwettersbach): „Gedanke an Bad Königshofen macht mulmiges Gefühl“

Beim ASC Grünwettersbach sitzt seit Beginn der zweiten September Hälfte der frühere Nationalspieler als Nachfolger von Chefcoach Achim Krämer auf der Bank. Im Interview spricht der Trainer-Neuling über seinen Einstand, seine Vorstellungen vom neuen Job und die noch anstehenden Begegnungen mit seinem Stammverein TSV Bad Königshofen.

Kilian Ort, in Ihrem ersten Spiel als Bundesliga-Cheftrainer haben Sie mit dem ASC Grünwettersbach gleich einen 3:1-Sieg gegen den deutschen Rekordmeister Borussia Düsseldorf feiern können. Kann es für einen Trainer-Novizen einen schöneren Einstand geben?

Nein, viel schöner hätte ich mir das auch nicht vorstellen können. Ich hätte mich über jeden Sieg gefreut, aber wenn man direkt gegen Düsseldorf gewinnt, gegen den Rekordmeister, dann ist das vielleicht noch ein Tick schöner, und ich denke, der der Abend wird auch den Fans lange in Erinnerung bleiben.

Lassen sich die Umstände und Ihre Emotionen vor und während der Begegnung beschreiben?

Ja, vor dem Spiel war ich natürlich ein bisschen nervös, aber ich würde sagen gesund nervös. Es gab auch schon Spiele, an die ich mich als Spieler zurückerinnern kann, wo ich deutlich nervöser war.  Alle haben mich herzlich aufgenommen, so dass es für mich wirklich sehr angenehm war. Während des Spiels, würde ich sagen, habe ich mich natürlich auf die Spiele fokussiert. Ich habe versucht, das Spiel bestmöglich zu verfolgen, Taktiken anzupassen, die wir vorher besprochen hatten. Das bisschen an Nervosität, das dann da war, verflog dadurch auch schnell.

Sie sind gegen Düsseldorf beim Coaching von Ihren neuen Spielern Tiago Apolonia und Ricardo Walther unterstützt worden. Gibt es dazu eine generelle Absprache oder ist das noch Improvisation?

Es wäre ja blöd von mir, wenn ich nicht auf die Erfahrungen von Tiago und ‚Ric‘ zurückgreifen würde. Auch Tobi Hippler hat mich den ganzen Abend unterstützt, wir haben uns während der Sätze immer wieder ausgetauscht. Ich habe auch schon gesagt, setzt euch neben mich. Insbesondere ‚Ric‘ macht das sowieso schon, in den letzten Jahren habe ich von der anderen Seite auch gesehen, dass er immer gerne beim Coaching mithilft. Er ist auch ein erfahrener Mann, da greife ich natürlich auch auf die Expertise zurück. Ich habe da überhaupt kein Problem, wenn die Jungs ein bisschen mitmachen. Also es ist schon Teamarbeit.

Sie waren in Ihrer gesamten Laufbahn als Urgestein des TSV Bad Königshofen bekannt. Wie hat es sich angefühlt, erstmals andere Farben und ein anderes Vereinswappen zu tragen?

Beim Spiel war das kein Problem. Aber ich muss schon gestehen, als ich kurz das improvisierte Foto für Social Media gemacht und dafür zum allerersten Mal das ASC-Trikot übergestreift habe - das war schon anders, als wenn ich jetzt einfach das nächste TSV-Trikot von der nächsten Saison einfach überstreife. Das hat sich natürlich schon einfach anders angefühlt, aber sobald ich dann das Trikot anziehe, egal ob als Spieler oder Trainer, gebe ich 100 Prozent und gebe alles für die Farben des Vereins, dem ich in dem Moment angehöre. Das war beim TSV in Bad Königshofen auch nicht anders.

Wie ist Ihre Verpflichtung als Nachfolger von ASC-Trainer Achim Krämer eigentlich zustande gekommen? Hatten Sie mit einer Anfrage überhaupt gerechnet?

Ich hatte natürlich mitbekommen, dass der ASC und Achim sich getrennt haben. Als ich dann gesehen habe, dass ‚Ric‘ mich anruft, waren eine meiner ersten Worte, „‚Ric‘, suchst Du einen Trainer?“ Aber ich habe bis zum ersten Telefonat nicht mit einer Anfrage gerechnet und eigentlich auch nicht gedacht, dass das gehen könnte, weil ich eben noch nicht im Besitz der A-Lizenz bin. Von der ersten Kontaktaufnahme oder der ersten Anfrage bis zur Einigung hat es auch nicht lange gedauert. Wir haben uns innerhalb von ein paar Tagen dann auch geeinigt. Das Gefühl hat mir die Entscheidung sehr erleichtert, dass alle Verantwortlichen und wichtigen Leute im Verein, von Martin und Sandra Werner über ‚Ric‘, der die Idee überhaupt erst hatte, bis hin zu Tiago, der sich als fast zehn Jahre älterer Spieler für mich stark gemacht hat, mich wirklich wollen. Das hat mich sehr gefreut.

Haben Sie nach Grünwettersbachs Angebot lange für die Zusage überlegen müssen?

Ich habe mich natürlich mit meiner Lebensgefährtin, meinen engsten Vertrauten und auch mit meinen Eltern beraten. Ich kam dann aber relativ schnell zu dem Entschluss, dass ich das gerne machen möchte.

Wie hatten die ursprünglichen Pläne für die Zeit nach dem Ende Ihrer Karriere ausgesehen?

Die Pläne haben sich jetzt eigentlich nicht groß geändert. Mein Hauptfokus liegt immer noch auf meinem Fernstudium. Ich mache mein Fernstudium im Bereich Sportmanagement ja komplett online.

Welche grundsätzlichen Vorstellungen haben Sie von Ihrer neuen Aufgabe in Grünwettersbach?

Es ist kein 24/7-Job, es geht um die Betreuung der ersten Mannschaft bis zum Saisonende erstmal an den Spieltagen und um die Spieltage herum. Da geht es jetzt nicht um das tagtägliche Training, sondern ich soll natürlich mit den Jungs ein bisschen in Kontakt stehen, auch wenn die unterwegs sind. Sie alle dürfen mich natürlich auch immer gerne kontaktieren, aber der Hauptfokus liegt darin, die Jungs bei den Spielen zu betreuen und insgesamt eine gute Atmosphäre zu schaffen, ihnen vielleicht hier und da auch ein paar Dinge abzunehmen. Das Coaching sehe ich dann, wie schon gesagt, als Teamaufgabe.

Welche kurzfristige Zielstellung verfolgen der Verein und Sie?

Das Ziel ist, eine gute Saison zu spielen. Das heißt, möglichst nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Die Liga ist extrem stark, und der ASC Grünwettersbach verfügt vielleicht nicht ganz über die finanziellen Ressourcen wie die absoluten Spitzenteams, auch wenn wir die punktuell natürlich auch ärgern. Eine Saison ohne Sorgen ist also das Ziel und in der Champions League vielleicht auch noch ins Viertelfinale zu kommen, auch wenn da jetzt mit GV Hennebont ein richtiger Kracher wartet. Es wäre natürlich auch schön, den Fans tolle Heimspiele zu liefern und immer wieder mal junge Spieler einzubauen und ihnen den nächsten Schritt zu ermöglichen.

Hand aufs Herz: Schon Anfang Oktober steht Ihr Ex-Team aus Bad Königshofen in Grünwettersbach auf der anderen Seite. Freuen Sie sich schon darauf, oder macht der Gedanke nach Ihrer langen Zeit bei Ihrem Heimatverein ein mulmiges Gefühl?

Ja, ich freue mich natürlich, meine ehemaligen Mannschaftskameraden wiederzusehen und auch viele Leute um den Verein herum, beispielsweise die Physios, aber auch mitgereiste Fans. Aber es macht natürlich auch ein mulmiges Gefühl, weil ich eben in dem Verein groß geworden bin, und ich denke auch, dass das Rückspiel in Bad Königshofen vielleicht nochmal etwas spezieller werden wird.  Aber natürlich hoffe ich, dass der ASC am 5. Oktober den TSV schlägt, aber genauso natürlich hoffe ich, dass der TSV im weiteren Verlauf der Saison möglichst viele Spiele gewinnt und auch noch irgendwo im Mittelfeld landen wird. Aber der TSV kann seine Punkte hoffentlich woanders sammeln und nicht gegen den ASC.

Vielen Dank für das Gespräch, Kilian Ort.

Interview: Florian Manzke

TTBL Redaktion
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20.09.2025

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