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Interview mit Martin Werner (Manager ASC Grünwettersbach): „Wir spüren einen Weltmeister-Effekt“
Der ASC Grünwettersbach hat in der Sommerpause mehrfach für Gesprächsstoff gesorgt und ist eine der beiden Mannschaften im TTBL-Eröffnungsspiel. Im Interview spricht Manager Martin Werner über das Champions-League-Debüt der Karlsruher, über den neuverpflichteten Doppel-Weltmeister Hiroto Shinozuka sowie die Erwartungen an Olympia-Kandidat Ricardo Walther.
Martin Werner, Ihrer Mannschaft dem ASC Grünwettersbach fällt am Mittwoch zusammen mit dem Post SV Mühlhausen die Ehre zu, in der TTBL das prestigeträchtige Eröffnungsspiel der 60. Jubiläumssaison zu bestreiten. Fühlt sich das anders an ein „normales" Saisonauftaktspiel?
Eigentlich nicht. Die Aufregung vor dem ersten Saisonspiel ist natürlich sehr groß, und auswärts in Mühlhausen stehen wir vor einer sehr, sehr schweren Aufgabe. Für uns fällt es daher nicht so sehr ins Gewicht, dass es das TTBL-Eröffnungsspiel ist. Es ist für uns auch der Auftakt in eine „englische Woche“ mit TTBL-Spiel und drei Spielen in der Champions League Stage 1. Das wird hart: vier Spiele in fünf Tagen!
Sie sprechen es an: Wenige Tage später sind beide Mannschaften in Novi Sad beim Vorrundenturnier der Champions League im Kampf um den Einzug ins Achtelfinale gefordert. Welche Prioritäten setzt Ihr Klub für die letzte August-Woche?
Wir möchten immer punkten. Es gibt kein Spiel, zu dem wir antreten, um zu verlieren! Wir möchten in Mühlhausen punkten, wohl wissend, dass der Post SV zuhause eine Macht ist und sich das Team auch sehr verstärkt hat. In der Champions League möchten wir eine Runde weiterkommen! Zusammengefasst gibt es also keine Prioritäten, da wir in beiden Wettbewerben Erfolge feiern möchten.
Was bedeutet die Premiere in der Champions League für den ASC generell?
Naja, es war eigentlich nicht geplant und bedeutet einen erheblichen Mehraufwand, finanziell für den Verein und sportlich für das Team. Da wir uns aber durch die beiden Jahre im ETTU-Cup für die Champions League qualifiziert haben, wollten wir dieses Abenteuer auch wagen. Unsere Fans und Partner können den Start auch kaum erwarten. Es gibt in unserer Region auch keinen weiteren Verein, der in einer Sportart in der Champions League startet, was die Entscheidung für die Teilnahme untermauerte. Es ist für einen kleinen Club wie den ASC ein riesiger Schritt, von dem wir vor Jahren nicht mal geträumt hatten.
Champions-League-Teilnehmer gelten im Fußball oder Handball in den nationalen Ligen als Schwergewichte. Sehen Sie den ASC denn nun auch in der TTBL in einer vergleichbaren Rolle?
Nein! In der TTBL gibt es viele sehr starke Mannschaften, wie beispielsweise den aktuellen Deutschen Meister TTF Liebherr Ochsenhausen, der nicht in der Champions League startet. Das Finale hieß in der vergangenen Champions-League-Saison 1. FC Saarbrücken-TT gegen Borussia Düsseldorf ... Das sind andere „Schwergewichte“! Das muss man eindeutig trennen. Es wird auch keine leichte Aufgabe werden, da es weitere Spiele sind, die das Team zu meistern hat. Da kann „der Schuss auch schnell nach hinten losgehen“. Wir müssen schauen, dass die Jungs nicht verheizt werden und hoffentlich verletzungsfrei bleiben.
Ein Klub aus Europas Top 25 kann sich durchaus ambitionierte Saisonziele setzen. Was hat sich Ihre Mannschaft vorgenommen?
Wir möchten uns in der TTBL möglichst schnell von den letzten beiden Plätzen lösen, was bei der Stärke der Liga kein Selbstläufer wird! In der Champions League würden wir gerne ins Achtelfinale einziehen. Das wäre ein Riesenerfolg! Vielleicht erscheint dies nicht ambitioniert, ist jedoch meiner Meinung nach realistisch. Wir sind erfahren genug, um zu wissen, was in einer Saison alles geschehen kann.
Grünwettersbach startet mit zwei Auswärtsspielen in die Saison. Nach Novi Sad muss der ASC beim TTC OE Clarity Telefonie-Systeme Bad Homburg antreten. Hätten Sie lieber früher Ihre Heimpremiere gefeiert?
Für uns ist das in Ordnung. In Baden-Württemberg haben wir spät Schulferien, weshalb das für uns sogar nicht schlecht ist, da wir viele ehrenamtliche Helfer für unsere Heimspiele benötigen, und zu der Zeit auch noch einige im Urlaub sind. Die Planung der Spieltage ist für den dafür Verantwortlichen der TTBL eigentlich eine unlösbare Aufgabe, weshalb ich auch einmal anmerken möchte, dass dies unter den gegebenen Vorgaben und vorhandenen Hürden überragend gelöst wurde!
Grünwettersbach spielt nicht nur erstmals in der Champions League, sondern hat ebenfalls zum ersten Mal einen Weltmeister in seinem Kader stehen. Welche Erwartungen bestehen an Doppel-Weltmeister Hiroto Shinozuka?
Wir hoffen, dass sich Hiroto schnell eingewöhnt und hier auch wohlfühlt. Bei seinem Programm wird es auch sehr schwer sein, ihn immer topfit zu haben. Wir hoffen aber natürlich, dass wir durch ihn ausgeglichener und auch etwas unberechenbarer antreten können. Ich glaube, beim ASC freuen sich alle riesig auf ihn; wenn dann noch ein paar Punkte dabei herausspringen würden, wäre ich ganz zufrieden.
Was hat zum Engagement des Japaners beim ASC geführt?
Ich denke, dass hier unser ehemaliger Spieler Masataka „Masa“ Morizono nicht ganz unschuldig war. Wir pflegen bis heute einen herzlichen Kontakt. Ich glaube schon, dass er Hiroto von seiner Zeit bei uns berichtet hat. Vielleicht kam noch etwas Glück dazu.
In Saarbrücken hat die Verpflichtung von Olympiasieger Fan Zhendong zu einem hype-artigen Run auf die Tickets geführt. Merken Sie in Ihrem Anhang einen ähnlichen Weltmeister-Effekt?
Ja, den spüren wir. Wir mussten erstmals seit dem Aufstieg in die TTBL einen Stopp des Dauerkartenverkaufs machen, um noch genügend Einzel-Tickets zu den Spielen zu haben. Natürlich spielte die allgemeine Stärke der Liga auch eine Rolle, da sich einige Mannschaften doch sehr verstärkt haben.
In der vorigen Saison hat Ihre Mannschaft 16 von 22 Punkten im Doppel perfekt gemacht. Verlassen Sie sich in der neuen Saison wieder auf diese ASC-Spezialität?
Darauf verlassen kann man sich nie! Das war auch letzte Saison nicht der Fall. Es müssen sich erst einmal Doppel finden. Das wird auch die Aufgabe des Trainers sein.
Shinozuka ist nicht Ihr einziger Zugang mit einem bekannten Namen. Tobias Hippler, dessen Entwicklung auf nationaler Ebene von vielen aufmerksam verfolgt wird, bekommt beim ASC erstmals in der TTBL eine Bewährungschance. Was versprechen Sie sich von ihm?
„Tobi“ ist bereits jetzt in der Vorbereitung enorm wichtig. Neben dem TTBL-Team kümmert er sich auch um unsere Jungs in der zweiten Mannschaft sowie den weiteren Neuzugang Damian Floro. Damian ist gerade erst 17 geworden; daher bin ich sehr froh, dass „Tobi“ ihn unterstützt. Ich freue mich riesig auf die Einsätze von „Tobi“; er ist in Grünwettersbach sehr herzlich empfangen worden und im Verein schon jetzt super angekommen. Er wird bei uns eine wichtige Rolle spielen und dies in allen Bereichen. Er ist durch und durch ein Team-Player!
Zu Gesprächen über den ASC gehört auch immer das Thema Ricardo Walther. „Ric“ hat in den letzten Monaten mehrfach international aufhorchen lassen, so auch zuletzt beim Europe Smash in Malmö. Wie sehr wirkt sich Walthers Status als ein Kandidat für das deutsche Olympia-Team 2028 auf Personalplanungen für einzelne Spiele aus?
Ich freue mich sehr für „Ric“, dass es international so gut läuft! Ich hoffe daher, dass er die Form auch für den ASC „mitnehmen“ kann. Bei aller Freude über die WTT-Erfolge – für uns zählen natürlich Punkte für den Klub! „Ric“ muss beim ASC vorausgehen und auch Verantwortung übernehmen. Er hat im ASC-Dress aber bereits mehrfach gezeigt, dass er dies auch kann!
Vielen Dank für das Gespräch, Martin Werner.
Interview: Florian Manzke