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Interview mit Kristijan Pejinovic (Präsident TTF Liebherr Ochsenhausen): „Meisterschaft wäre Krönchen auf historische Saison“
Die TTF Liebherr Ochsenhausen kämpfen im Liebherr TTBL-Finale am 15. Juni in Frankfurt um ihre erste Meisterschaft seit sechs Jahren. Im Interview spricht TTF-Präsident Kristijan Pejinovic über den Stellenwert der WM-Erfolge seiner Spieler, über den Stil von Trainer Bogdan Pugna und den zur neuen Saison anstehenden Umbruch.
Kristijan Pejinovic, aus Ihrer Mannschaft der TTF Liebherr Ochsenhausen sind Hugo Calderano mit Silber im Einzel und Shunsuke Togami sogar als Weltmeister im Doppel von der WM in Doha heimgekehrt. Haben Ihr Verein, Ihr Team und Sie schon aus dem Jubel-Modus auf Vorbereitung und Einstimmung für das Liebherr TTBL-Finale am 15. Juni in Frankfurt gegen Titelverteidiger Borussia Düsseldorf umschalten können?
Wir haben uns riesig gefreut, aber leider ist ja durch unseren vollbepackten Terminkalender ja nie groß Zeit für Freude, Austausche oder Feiern. Aber wir haben uns mit dem Team hinter dem Team für die zwei Jungs gefreut, natürlich aber auch für Simon Gauzy und Leo Iizuka bei seiner ersten WM, die ebenfalls beide stark gespielt haben. Wir sind auf alle stolz. Für Hugo und Shunsuke ist die WM sicherlich ein persönlicher Meilenstein, sie haben Geschichte geschrieben. Jetzt aber geht es ruckizucki in Richtung Finale, und der Fokus ist bereits darauf ausgerichtet.
Was bedeuten die Erfolge von Katar für Ihren Klub?
Natürlich ebenfalls einen Meilenstein, aber letztendlich auch die Belohnung für die konsequente Arbeit, die wir in den letzten Jahren wirklich mit dem gesamten Team geleistet haben. Wir hatten ja außerdem auch immer wieder anklingen lassen, dass wir in unserem Liebherr Masters College die Sportler eben auch sowohl fordern wie auch fördern wollen. Für uns sind das die ersten zwei megagroßen Titel und Medaillen, die wir damit vorweisen können. Wir hatten natürlich auch schon so ähnliche Erfolge wie durch Alvaro Robles, der Doppel-Vizeweltmeister geworden ist. Aber letztendlich hat Hugo das getoppt mit WM-Silber im Einzel und seinem Sieg wenige Wochen zuvor beim World Cup. Und dass Shunsuke sogar Gold mit nach Ochsenhausen bringt, ist natürlich etwas ganz, ganz Besonderes, allerdings für uns auch nochmal nur die Bestätigung für den langen Atem und die konsequente Fortsetzung der Arbeit, die wir mit unseren Sportlern bei uns einmal angefangen hatten. Letztlich freut einen umso mehr, dass wir zeigen können, dazu in der Lage zu sein, die Jungs als Einzelsportler individuell zu formen und auf ein Ziel hin zu bewegen sowie als Team und Verein Titel zu gewinnen. Die beiden WM-Medaillen sind die Belohnung für diese Balance.
Sprechen wir über das Liebherr TTBL-Finale: Es sind nur noch wenige Tage bis zur Titelentscheidung - hat die Anspannung schon eingesetzt?
Ich glaube, dass die Anspannung erst jetzt in den kommenden Tagen allmählich wächst. Unser Trainer Bogdan Pugna macht meiner Meinung nach mit seinem Management des Drahtseilaktes zwischen WM und Bundesliga-Finale alles richtig.
Vielerorts gilt Ihre Mannschaft nicht erst seit der WM als Favorit. Können Sie damit leben?
Natürlich können wir damit leben. Wir haben zu Saisonbeginn gesagt, dass wir in zwei Finals kommen und wenigstens einen Titel nach Ochsenhausen mitnehmen. Das ist uns durch den Pokalsieg schon gelungen, es heißt also bereits ‚Mission accomplished‘, Mission erfüllt. Das bedeutet natürlich noch lange nicht, dass wir jetzt alle viere von uns strecken und den Titel nicht holen wollen – ganz im Gegenteil: Die Meisterschaft wäre natürlich die Krönung für eine überaus einzigartige und glanzvolle Saison. Deswegen können wir gut mit der Favoritenrolle leben.
Worauf stützen Sie Ihre Einschätzungen?
Wir haben durch den Pokalsieg und die beiden WM-Medaillen im Rücken etwas im Gepäck, das uns auch etwas selbstbewusst auftreten lassen wird. Wir haben außerdem jetzt schon ein gutes Gefühl, werden uns aber dennoch sehr, sehr gut auf das Finale vorbereiten.
Auf mindestens einen Ihrer Spieler kommt in Frankfurt die Rolle als letzter Gegner der Düsseldorfer und deutschen Ikone Timo Boll zu. Halten Sie für möglich, dass dadurch eine zusätzliche Belastung entstehen könnte?
Nein, das denke ich nicht. Alle Spieler, die Timo im Finale begegnen könnten, konnten ihn ja all die Jahre davor schon matchen. Man hat auch ein Ziel vor Augen, und deswegen werden alle unsere Spieler auf diese trotzdem besondere Situation gut vorbereitet sein.
Welche Faktoren werden Ihrer Meinung nach im Endspiel grundsätzlich entscheidend sein?
Es klingt nach der ewigen Leier, aber tatsächlich wird die Tagesform entscheidend sein. Es war so, es ist so, es bleibt so. Deswegen werden wir bis zum Finale versuchen, bestmöglich Eingriffe von außen so weit wie möglich zu vermeiden.
Ochsenhausen hatte in seinen beiden letzten Meister-Jahren 2004 und 2019 auch jeweils wie in der ausklingenden Spielzeit schon den Pokal gewonnen. Ein gutes Omen?
Nein. Ob gut oder schlecht - von diese Sichtweise halte ich nicht viel. Für mich muss man sich Erfolge und Titel einfach schlichtweg erarbeiten, in allen Bereichen und auf allen Ebenen.
Ihr Trainer Bogdan Pugna könnte in seiner ersten TTBL-Saison auf Anhieb das Double gewinnen. Wie lässt sich seine Arbeit charakterisieren?
Bogdan ist noch relativ jung in seiner Rolle, aber auch nicht. Denn er ist schon seit einigen Jahren bei uns am Liebherr Masters College Trainer gewesen. Er hat seinen eigenen Stil, den er mitbringt und der ihn auch ausmacht. Ich behaupte, er hatte es sich auch verdient, gleich mit dem Pokaltitel zu starten. Jetzt hat er schon sein zweites Finale zu bestreiten. Das ist toll, das sind auch super Erfahrungswerte, die er da direkt im ersten offiziellen Jahr als Cheftrainer mitnimmt. Bogdan ist ein ruhiger Vertreter, behält immer den kühlen Kopf, was ihn sehr ausmacht und die Spieler eben auch schätzen. Und wiederum leistet er harte Arbeit, er arbeitet wirklich rigoros, praktisch jeden Tag, ist wirklich für jeden ansprechbar, egal, um was es eben auch geht. Er steht damit seinem Team sehr, sehr nahe, und wenn das der Fall ist, dann kann auch funktionieren, dass in einem Finale eben die letzten drei bis fünf Prozent kommen, die man als Extra für einen Erfolg geben muss. Klar profitiert Bogdan von Hugos und Simons Entwicklung in den Vorjahren, aber nichtsdestotrotz muss man sie auch irgendwo dementsprechend lenken und auch ein wenig pushen können. Er macht das auf seine Art und Weise sehr, sehr gut, und letztendlich gibt ihm der Erfolg ja auch recht.
Nach dem Endspiel wird gleich auch wieder vor der Saison sein, aber dieses Mal die erste nach vielen Jahren ohne Calderano und auch ohne Simon Gauzy. Welche Erwartungen setzen Sie in diesen einschneidenden Umbruch?
Wir wollen einfach unsere Philosophie weiterverfolgen. Was für Erwartungen die neue Saison mit sich bringt, werden wir sehen. Aber nach Saarbrückens Verstärkung durch Fan Zhendong braucht man sich jetzt keine großen Illusionen machen. Andere werden näher an den Titel rücken. Für uns, für den Verein ist es jetzt wichtig, einfach diese nächste Generation zu fördern wie früher auch Simon und Hugo. Man hat diesem Team damals die Zeit gegeben, und man sieht, es hat sich gelohnt. Es wird nun ein Jahr der Vorbereitung oder auch eines Neuanfangs einer neuen Generation von Spielern. Unsere Partner geben dafür auch die notwendige Zeit.
Noch einmal zurück zur WM und Hugo Calderano: Er verlässt Ochsenhausen zur Forcierung seiner Einzel-Karriere, hat aber nun kurioserweise nach der Bekanntgabe seines Abschieds den Weltcup gewonnen und im WM-Finale gestanden. War bei Ihnen bis zum Ablauf der Transferfrist einmal der Gedanke aufgekommen, Ihren Star noch einmal von einem Sinneswandel überzeugen zu wollen?
Klar möchte man am liebsten so einen außergewöhnlichen Spieler und Menschen im Kader behalten. Aber es ist ja nicht so gewesen, dass es mir leicht gefallen ist, doch als wir gemeinsam am Tisch saßen, mussten wir uns nur angucken und spürten beide: Okay, es wird jetzt einfach mal Zeit, es ist jetzt gut. Hugo braucht einfach seine Freiheit, die muss man ihm auch geben können. Deswegen ist die Entscheidung auch in Ordnung.
Auf welchen Ausgang tippen Sie für das Liebherr TTBL-Finale?
Ich gebe selten Tipps. Ich hoffe aber, und das tippe ich nicht, ich hoffe natürlich auf einen Sieg für uns und damit auf ein finales Krönchen auf eine tolle, überragende und für uns historische Saison.
Vielen Dank für das Gespräch, Kristijan Pejinovic.
Interview: Florian Manzke