Die Tischtennis Bundesliga (TTBL) verbreitet in der kommenden Saison so viel olympischen Medaillenglanz wie niemals zuvor. Gleich ein ganzes Spieler-Quartett von Vereinen aus dem deutschen Oberhaus brachte von den Sommerspielen in Paris Edelmetall für drei Podiumsplätze in zwei Wettbewerben zurück.
Als eifrigster Medaillenhamster erwies sich der neuen Champions-League-Joker Truls Möregardh von Vizemeister 1. FC Saarbrücken TT mit Silber sowohl im Einzel als auch mit der Mannschaft. Zum wiedererstarkten Team der „Tre Kronors“ gehörten an der Seine aus der TTBL auch Anton Källberg von Titelträger Borussia Düsseldorf und Rückkehrer Kristian Karlsson von Aufsteiger TTC OE Bad Homburg. Simon Gauzy von den TTF Liebherr Ochsenhausen durfte sich über Bronze mit Gastgeber Frankreich freuen.
Unter „normalen“ Tischtennis-Umständen hätten auch Gauzys Klubkollegen Hugo Calderano (Brasilien) und Shunsuke Togami (Japan) in der Liste der Medaillengewinner gestanden. Da allerdings in den olympischen Wettbewerben im Gegensatz etwa zu WM- oder EM-Turnieren der dritte Platz ausgespielt wurde und Calderano im Einzel und Togami mit Nippons Mannschaft in den Matches um Bronze den Kürzeren zogen, blieben dem TTF-Duo nur die undankbaren vierten Plätze.
Die Ergebnisse der Olympia-Turniere brachten außerdem ein Novum: Erstmals in der TTBL-Geschichte und auch zum ersten Mal nach 20 Jahren kann die höchste deutsche Spielklasse sich mit olympischen Plaketten schmücken, ohne dass einheimische Nationalspieler an den Medaillen beteiligt gewesen sind. Im Einzel verpasste Routinier Dimitrij Ovtcharov (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell) als bester Spieler des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) durch sein Achtelfinal-Aus sein selbst gestecktes Medaillenziel deutlich, während das deutsche Männer-Team beim letzten internationalen Turnier des Idols Timo Boll (Düsseldorf) im Viertelfinale gegen Schweden, nach vier Podestplätzen bei Olympischen Spielen in Serie, erstmals schon am Sprung in die Medaillenrunde scheiterte. Bolls anschließender Abschied geriet zu einem der emotionalsten Momente des gesamten „Sommermärchens“ in Frankreichs Metropole.
Doch auch ohne das deutsche Trio drückten Asse von TTBL-Vereinen den Olympia-Wettbewerben in der „Paris Arena Sud 4“ - überstrahlt nur von Frankreichs „Wunderkind“ und neuem Superstar Felix Lebrun - einen Stempel auf. Allen voran Möregardh: Der frühere WM-Zweite, der durch seinen Zweitrundensieg gegen Chinas Weltranglistenersten Wang Chuqin für eine der größten Sensationen in der 36-jährigen Olympia-Geschichte des Tischtennis sorgte, bestätigte seinen Coup bis ins Finale gegen den neuen Olympiasieger Fan Zhendong und war bei Schwedens Finaleinzug im Team-Wettbewerb erneut ein wichtiger Faktor.
Die großen Momente auf dem Weg der Skandinavier ins Endspiel lieferte allerdings Källberg. Zunächst besiegelte der 26-Jährige im Viertelfinale durch seinen Sieg über Boll das Ende von Deutschlands Medaillenhoffnungen und damit zugleich auch das Laufbahnende seines Düsseldorfer Vereinskameraden auf internationaler Ebene. Beim folgenden 3:2 seines Teams im Halbfinale gegen Japan machte Källberg die Wende nach dem schon fast aussichtslosen 0:2-Rückstand im Entscheidungsmatch gegen Tomokazu Harimoto noch perfekt. Die Schweden überhaupt ins Spiel zurückgebracht hatte zuvor der ehemalige Doppel-Weltmeister Kristian Karlsson durch seinen Sieg im dritten Spiel.
Den Einzug in die Medaillenrunden verpasste in Paris aber nicht nur das deutsche Herren-Team. Im gleichen Wettbewerb war die Runde der besten Acht auch für Brasilien mit Calderano und Guilherme Teodoro (ASC Grünwettersbach) sowie Taiwan mit Kao Chen-Jui (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell) Endstation. Im Mixed kam für Dang Qiu (mit Nina Mittelham) ebenso im Viertelfinal das Aus wie für Ovidiu Ionescu (Post SV Mühlhausen) im rumänischen Duo mit Bernadette Szöcs und Karlsson mit Källbergs Schwester Christina.
Insgesamt waren in Paris alle zwölf Vereine der kommenden TTBL-Saison vertreten. Im Einzel schlugen 18 Spieler von TTBL-Klubs auf, durch die Teilnahme von vier weiteren Profis im Mixed und/oder Mannschaft erhöhte sich der Gesamtzahl der Olympiastarter aus den Vereinen der deutschen Eliteklasse auf 22 Spieler.
Das Abschneiden der Profis aus den TTBL-Klubs in den drei Olympia-Wettbewerben auf einen Blick:
Silber:
Truls Möregardh (Saarbrücken)
Halbfinale (Platz 4):
Hugo Calderano (Ochsenhausen)
Achtelfinale:
Kirill Gerassimenko (Bremen), Kanak Jha (Bergneustadt), Darko Jorgic (Saarbrücken), Kao Chen-Jui (Fulda), Anders Lind (Dortmund), Dimitrij Ovtcharov (Fulda-Maberzell), Shunsuke Togami (Ochsenhausen)
Runde 2:
Eduard Ionescu (Saarbrücken), Anton Källberg (Düsseldorf), Dang Qiu (Düsseldorf)
Runde 1:
Martin Allegro (Bad Königshofen), Tiago Apolonia (Grünwettersbach), Daniel Habesohn (Mühlhausen), Ovidiu Ionescu (Mühlhausen), Luka Mladenovic (Grenzau), Cedric Nuytinck (Dortmund)
Viertelfinale:
Ovidiu Ionescu (Mühlhausen/mit Bernadette Szöcs), Kristian Karlsson (Bad Homburg/mit Christina Källberg)
Achtelfinale:
Dang Qiu (Düsseldorf/mit Nina Mittelham)
Silber:
Anton Källberg (Düsseldorf), Kristian Karlsson (Bad Homburg), Truls Möregardh (Saarbrücken)
Bronze:
Simon Gauzy (Ochsenhausen)
Halbfinale (Platz 4):
Shunsuke Togami (Ochsenhausen)
Viertelfinale:
Timo Boll (Düsseldorf), Dmitrij Ovtcharov (Fulda-Maberzell), Dang Qiu (Düsseldorf)
Hugo Calderano (Ochsenhausen), Guilherme Teodoro (Grünwettersbach)
Kao Chen-Jui (Fulda-Maberzell)
Achtelfinale:
Tiago Apolonia (Grünwettersbach)
Darko Jorgic (Saarbrücken)
Anders Lind (Dortmund)
Florian Manzke
Beitragsbild oben: Truls Möregardh, Kristian Karlsson, Anton Källberg v.l.n.r.(Foto: ITTF World)
Beitragsbilder im Text:
Simon Gauzy (Foto: ITTF World)
Timo Boll (Foto: BeLa Sportfoto)
Kristian Karlsson und Anton Källberg (Foto: ITTF World)