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Interview mit Patrick Baum (TTC Zugbrücke Grenzau): "Ich möchte in Zukunft wieder mehr Spiele machen"
Der frühere Nationalspieler Patrick Baum ist Anfang November beim TTC Zugbrücke Grenzau nach rund neun Monaten auf die TTBL-Bühne zurückgekehrt. Im Interview spricht der ehemalige Vize-Europameister über sein Comeback, seine Zukunftspläne und das Leben in seiner Wahlheimat Russland.
Patrick Baum, beim 1:3 mit dem TTC Zugbrücke Grenzau bei Werder Bremen haben Sie Ihr erstes TTBL-Spiel seit mehr als neun Monaten bestritten. Wie kam es zu Ihrem für Außenstehende überraschenden Einsatz?
Ja, es kam dadurch zu dem Einsatz, dass ich mich immer fit gehalten habe. Ich habe an vielen Lehrgängen teilgenommen, ich habe den ganzen Sommer über trainiert, und dadurch, dass ich gegen Bremen immer gut gespielt und gegen Mattias Falck immer gewonnen habe, kam es zu dem Einsatz. Grenzau hat mir Bescheid gesagt, und ich war natürlich bereit zu spielen. Ich habe eine bestimmte Anzahl an Spielen im Vertrag und bin immer bereit, für Grenzau zu spielen. Für Außenstehende mag es überraschend gekommen sein, aber ich habe spiele in der Bundesliga und bin zu jedem Spiel bereit.
In Ihrem Einzel gegen Mattias Falck haben Sie immerhin einem ehemaligen Vize-Weltmeister lange Paroli geboten und den Schweden in den fünften Satz gezwungen. Wie konnten Sie eine solche Leistung praktisch aus dem Stand zeigen?
Ich trainiere zweimal am Tag und verfüge immer noch über eine große Erfahrung, mit der ich immer bereit bin zu spielen und mich in jede Spielsituation flexibel hineinversetzen kann. Ich habe gegen Mattias Falk eine hoch positive Bilanz und weiß genau, wie er spielt. Ich habe ja in Frankreich bei GV Hennebont mit ihm auch in einem Verein gespielt.
Ich habe das Spiel auch schon genau analysiert, es hat leider ein bisschen etwas gefehlt, aber beim nächsten Mal versuche ich, das zu verbessern und zu gewinnen.
Haben Sie Ambitionen, wieder öfter in der TTBL anzutreten?
Ja, ich habe Ambitionen, in der Bundesliga zu spielen. Die Bundesliga ist eine sehr attraktive Liga, die stärkste Liga in Europa und vielleicht sogar die stärkste in der Welt. Ich finde sie sehr attraktiv, und ich würde sehr gerne weiter in der Bundesliga spielen.
Nach dem Spiel deuteten Sie an, mit dem TTC über eine Vereinbarung zu sprechen. Was hat es damit auf sich?
In der Vereinbarung mit dem TTC Grenzau geht es um die Zukunft, welche Spiele ich mache und wie es weitergeht. Aber wir sprechen auch im Allgemeinen, wie die Saison weitergeht.
Es ist bekannt, dass Sie viel Zeit in Russland verbringen und bei UMMC Ekaterinenburg trainieren. Nur die wenigsten kennen die Hintergründe dafür. Möchten Sie diese Konstellation etwas näher erläutern?
Meine Frau kommt aus der Nähe von Ekaterinenburg. Wir sind seit 2019 verheiratet, und der Verein wird professionell geführt, dadurch hat sich ergeben, dass ich schon seit mehreren Jahren in Ekaterinenburg mittrainiere. Es gefällt mir sehr gut dort, und ich will auch weiterhin dort mittrainieren.
Was prägt außer Tischtennis-Training Ihren Alltag in Russland?
Tatsächlich trainiere ich natürlich zweimal am Tag. Es gibt manchmal Lehrgänge, bei denen man noch zusätzliches Fitnesstraining macht oder andere Sachen, Läufe und Aufschlagtraining zum Beispiel. Außerdem wird mein Alltag von kulturellen und freizeitlichen Aktivitäten geprägt. Ich gehe sehr gerne in die Oper, wo es Weltklasse-Aufführungen gibt, oder ins Kino oder in den Zoo. Ich mache viele verschiedene Sachen in Russland, und ich verbringe auch sehr viel Zeit mit meiner Familie. Wenn ich in Deutschland bin, gehe ich gerne spazieren oder schaue mir Dokus über Tiere wie beispielsweise tropische Vögel an.
Mit welchen Spielern trainieren Sie derzeit?
Ich trainiere in Ekaterinenburg mit den besten Profis des Vereins. Sie haben drei Mannschaften in der ersten Liga, es gibt also eine große Auswahl an Spielern, mit denen ich trainiere. Ich trainiere manchmal auch mit jüngeren Spielern, die ein sehr gutes Level fürs Training haben, und in Deutschland trainiere ich mit Grenzaus Spielern.
Reicht Ihnen denn, zumeist lediglich zu trainieren?
Im Moment reicht es mir, weil ich auch über eine große Spielerfahrung verfüge und deshalb nicht so viele Wettkämpfe brauche. Für mich reicht es auf jeden Fall. In Zukunft möchte ich aber wieder mehr Spielpraxis haben und mehr Spiele machen, und ich hoffe, dass es auch klappen wird, weil ich weiterhin spielen und mich in meinem Spiel und auch allgemein weiter verbessern möchte. Man kann nämlich im Sport viel lernen, zum Beispiel, wie man sich konzentriert, wenn es etwa 2:2, 9:9 steht und man sich auf die wichtigen nächsten zwei Ballwechsel konzentrieren muss. Im Sport kann man viel Erfahrung fürs Leben sammeln.
Was bekommen Sie sowohl als Sportler als auch als Mensch von der momentan angespannten Situation durch den Krieg in der Ukraine mit?
Wie jeder andere Mensch mache ich mir natürlich auch Sorgen und bin durch diese Situation beunruhigt. Ich hoffe einfach das Beste, und dass es bald Frieden gibt. Als Sportler trainiere ich wie früher auch und gehe einfach zu den Spielen.
Wie oft und wie lange sind Sie in Deutschland?
Ich bin eigentlich sehr häufig in der Heimat in Rheinland-Pfalz. Manchmal in Grenzau, wo es auch Training gibt. Früher war ich auch oft in Heidelberg, als meine Frau dort studiert hat. Durch Tischtennis war ich ja schon von Kindheit an sehr viel unterwegs, und so ist es auch jetzt.
Vielen Dank für das Gespräch, Patrick Baum.
Interview: Florian Manzke








