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Interview mit Simon Gauzy (TTF Liebherr Ochsenhausen): „Ich blicke mit gemischten Gefühlen auf den Finaltag“
Pokalsieger TTF Liebherr Ochsenhausen bestreitet am 15. Juni in Frankfurt das Liebherr TTBL Finale gegen Titelverteidiger Borussia Düsseldorf. Im Interview spricht Ochsenhausens französischer Star Simon Gauzy über Gefühle vor seinem Abschiedsspiel für die Oberschwaben, seine Hoffnungen und die Unterschiede zwischen der TTBL und der Pro A in seiner Heimat.
Simon Gauzy, mit den TTF Liebherr Ochsenhausen stehen Sie am 15. Juni in Frankfurt im Liebherr TTBL-Finale gegen Borussia Düsseldorf. Es ist aber nicht Ihr erstes Endspiel im Ochsenhausener Trikot, welche Erinnerungen haben Sie noch an die vorherigen Finals?
Es gibt zu viele Erinnerungen an die Finals und den Verein, um sie alle aufzuzählen. In erster Linie habe ich natürlich die Endspiele mit einem positiven Ende im Kopf. Vor allem aber bleibt mein erster Titel mit dem Pokalsieg 2019 und der anschließenden Party mit dem gesamten Klub, meinen Teamkollegen, den Mitarbeitern und den Fans unvergesslich.
Ochsenhausen hat beide Hauptrundenspiele gegen Düsseldorf gewonnen. Spielt das im Finale eine Rolle?
Nein, in meinen Augen spielt das überhaupt keine Rolle. Es war kein Duell dabei, in dem beide Mannschaften komplett gespielt haben. Bei Düsseldorf hat Dang Qiu in beiden Spielen gefehlt, und wir sind auswärts ebenfalls ohne Hugo und Shunsuke angetreten. Unabhängig davon wissen wir aber, dass wir auch gegen die beste Mannschaft von Düsseldorf, die ohne Frage sehr stark ist, gewinnen können.
Ihr Trainer Bogdan Pugna ist erst seit Saisonbeginn im Amt. Warum hat Ochsenhausen unter seiner Leitung nach dem Pokalsieg auf Anhieb die Chance auf das Double?
Die Zusammenarbeit von Bogdan und uns als Team hat von Beginn an sehr gut funktioniert, und auch die generelle Saisonplanung des Vereins ist gut gewesen. Am Ende war es jedoch das Wichtigste, dass wir immer auf den Punkt in Topform waren und unsere beste Leistung abrufen konnten, sobald es gezählt hat. Dies wollen wir nun im Juni nochmals unter Beweis stellen.
Hätten Sie vor Saisonbeginn zwei Finalteilnahmen Ihrer Mannschaft erwartet?
Uns war bewusst, dass wir mit dem diesjährigen Kader Großes erreichen können und wollen. Das ausgesprochene Ziel war es, dass wir beide Finals erreichen und mindestens einen Titel holen. Auch wenn wir dieses Vorhaben bereits erreicht haben, sind wir nach wie vor hungrig, und es versteht sich von selbst, dass wir den Weg in der Liga gemeinsam zu Ende gehen und die Saison mit dem Double krönen wollen.
Das Finale ist auch Ihr letztes Spiel für Ochsenhausen nach zwölf Jahren. Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf dieses Spiel?
Natürlich blicke ich mit vielen Emotionen und gemischten Gefühlen auf den Finaltag. Auf der einen Seite vermisse ich den Verein jetzt schon, auf der anderen Seite war es an der Zeit für eine Veränderung. Diese Entscheidung haben wir gemeinsam und bewusst so getroffen. Bis zum letzten Punkt im Finale werde ich aber weiterhin alles für unsere Farben geben, so wie ich es bereits die vergangenen zwölf Jahre getan habe.
Unterscheidet sich das Gefühl der Motivation durch den anstehenden Abschied vom Ehrgeiz vor anderen Spielen?
Dies würde ich so nicht sagen. Sobald ich am Tisch stehe, ist meine Motivation immer gleich groß, egal in welcher Situation. Bereits jetzt ist es ein Traumende für mich, aber mit zwei Titeln zu gehen, wäre natürlich wahnsinnig.
Sie spielen seit zwölf Jahren für Ochsenhausen in der TTBL. Wie hat sich die Liga in dieser Zeit verändert?
Es ist viel passiert in diesen Jahren. Die Liga war schon immer extrem schwer, und bei nun 22 Spielen plus Pokal ist sie noch schwerer geworden. Das Niveau ist extrem hoch, und die Teams sind stark und hungrig. Nicht umsonst war und ist die deutsche Tischtennis-Bundesliga die beste Liga in Europa.
Nach dem Finale kehren Sie in Ihre französische Heimat zurück, wo der Tischtennissport momentan einen Boom erlebt. Kann die Pro A in Frankreich etwas von der TTBL lernen, und wenn ja: Was?
Nach Olympia ist die Sportart in Frankreich riesig geworden, aber noch ist die Liga nicht so gut wie in Deutschland. Während es hier genug Profi-Vereine gibt, welche von Sponsoren und Partnern ausreichend unterstützt werden, hat die französische Liga dabei etwas Nachholbedarf. Es gibt in Frankreich auch noch nicht genug Vereine auf dieser Ebene der Professionalität. Aber ich hoffe, dass es zukünftig mit dem Tischtennis-Boom weiterhin in die richtige Richtung geht.
Noch einmal zum Finale: Worauf wird es ankommen - und wie ist Ihr Tipp?
Auf der einen Seite hat Düsseldorf die größere Erfahrung in Finals, auf der anderen Seite konnten wir in diesem Jahr bereits eines gewinnen und reisen mit dem Pokaltitel im Rücken an. Mit Hugo Calderano, der wie ein Bruder für mich ist, haben wir aktuell einen der besten Spieler der Welt in unseren Reihen, was sicherlich kein Nachteil für uns ist. Wie für mich auch, ist es für ihn sein letztes Spiel für den Verein, womit wir mit dem gesamten Team nochmals alles in die Waagschale werfen werden, um einen gelungenen Abschied zu haben. Wenn wir so spielen wie in letzter Zeit, wird es schwer für Düsseldorf. Allerdings wartet auch auf uns ein schwerer Gegner.
Vielen Dank für das Gespräch, Simon Gauzy.
Interview: Florian Manzke