Sensationen, Überraschungen, Comebacks, Abschiede – in der Tischtennis Bundesliga (TTBL) war im Mai neben den packenden Play-off-Halbfinals jede Menge los. Außer den Einzügen der Dauerrivalen Borussia Düsseldorf und 1. FC Saarbrücken ins Liebherr TTBL Finale (30. Juni in Frankfurt) und einigen durchaus unerwarteten Personalrochaden in den letzten Wochen im Transferfenster vor der Sommerpause sorgte vor allem die Ankündigung vom Ende der Laufbahn des deutschen Topstars Timo Boll auf internationaler Ebene am Monatsende für Schlagzeilen.
Boll will seine unvergleichliche Karriere nach den Olympischen Spielen in Paris durch eine letzte TTBL-Saison ausklingen lassen. „Irgendwann musste der Tag kommen. Nun ist es tatsächlich Zeit für den Abschied von der Weltbühne des aktiven Sports“, erklärte der erfolgreichste deutsche Spieler aller Zeiten vor seinen letzten WTT-Turnieren in China und Slowenien.
Womöglich absolviert der 43-Jährige sein letztes Jahr im deutschen Oberhaus nochmals als Titelverteidiger. Denn sein Team Borussia Düsseldorf erreichte in den Play-offs gegen den Überraschungs-Debütanten TSV Bad Königshofen nach der Maximaldauer von drei Spielen mit 2:1 Siegen erneut das Finale, nachdem die Vorjahreschampions im ersten Duell bei den Franken mit 1:3 ihre erste Niederlage in einem Play-off-Match seit 2020 kassiert hatten. Danach aber wurden Boll und Co. ihrer Favoritenstellung jedoch in den beiden anschließenden Heimspielen gerecht.
Einen erwarteten Gewinner erbrachte auch das zweite Halbfinale: Champions-League-Gewinner 1. FC Saarbrücken TT setzte sich im Schnelldurchgang in zwei Spielen gegen den früheren Meister Werder Bremen durch. Damit spielen Hauptrunden-Sieger Saarbrücken und Düsseldorf auch im dritten Wettbewerb der Saison nach dem Pokalendspiel (Sieger Düsseldorf) und dem Finale der Champions League (Sieger Saarbrücken) den Titelgewinner aus.
Schon die neue Saison stand bei den Kaderplanungen anderer Klubs im Vordergrund. An der Spielerbörse besonders aktiv waren die TTF Liebherr Ochsenhausen: Die Oberschwaben verlängerten nicht nur den Vertrag mit ihrem brasilianischen Top-10-Star Hugo Calderano, sondern holten auch das japanische Ass Shunsuke Togami an die Riss zurück und verpflichteten zudem im Zuge ihres angestrebten Umbruchs die Talente Leonardo Iizuka aus Calderanos Heimat und Tiago Abiodun aus Portugal.
Bad Königshofen setzte unterdessen weiter auf Kontinuität. Schon vor den Play-off-Duellen mit Düsseldorf banden die Grabfelder ihren Topspieler Jin Ueda für eine weitere Saison. Externe Verstärkung hingegen holte sich der TSV durch einen seltenen Transfer auf der Ebene der sportlichen Leitung ins Haus: Vom Posten des sportlichen Leiters bei Absteiger FSV Mainz 05 wechselt Tomasz Kasica ins Management der Bayern.
Unterdessen ging beim ASV Grünwettersbach durch den Abschied von Routinier Wang Xi eine Bundesliga-Ära zu Ende: Der Abwehrstar verlässt nach 17 Jahren die höchste Spielklasse in Deutschland. Wang war hinter Boll und Bastian Steger und zusammen mit seinem ASV-Kollegen Tiago Apolonia und Ruwen Filus (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell) der Spieler mit der drittlängsten Laufbahn in der TTBL.
Den Weg zurück zu einem TTBL-Verein fand unterdessen der Schwede Truls Möregardh: Der ehemalige Vizeweltmeister heuerte als Verstärkung in Saarbrücken an – allerdings nur für Champions-League-Spiele.
International sorgten TTBL-Asse bei WTT-Turnieren für Aufsehen. Allen voran der Saarbrücker Patrick Franziska durch seine Finalteilnahme beim Saudi Smash unter anderem nach einem sensationellen Sieg gegen den chinesischen Weltmeister Fan Zhendong, was dem früheren Doppeleuropameister in der Weltrangliste auf Rang neun die erste Notierung in den Top 10 und auch als deutsche Nummer eins einbrachte.
Sogar auf dem Siegertreppchen stand Calderano bei seinem Contender-Heimspiel. In Rio de Janeiro immerhin auf Rang drei kam Steffen Mengel vom Post SV Mühlhausen. Ebenfalls in Südamerika erfüllte sich Khanak Jha vom TTC Schwalbe Bergneustadt bei der Olympia-Ausscheidung für Paris in Paraguay den Traum von der erneuten Teilnahme an den Sommerspielen, nachdem der US-Star zuvor per Crowdfunding über 10.000 Dollar für seine Olympia-Vorbereitung gesammelt hatte.
Florian Manzke