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Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT): „Nähe zu den Fans macht speziellen Pokal-Reiz aus“

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Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT): „Nähe zu den Fans macht speziellen Pokal-Reiz aus“

Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT): „Nähe zu den Fans macht speziellen Pokal-Reiz aus“

Beim Liebherr Pokal-Final Four am 7. Januar in der ratiopharm arena Ulm/Neu-Ulm sind Patrick Franziska und Champions-League-Gewinner 1. FC Saarbrücken TT ein Topfavorit. Im Interview spricht der Nationalspieler über die Terminballung rund um den Jahreswechsel, Pokal-Konkurrenten und die Faszination Pokal.

Kurz nach Silvester stellt das Liebherr Pokal-Final Four auch mit Ihrer Mannschaft 1. FC Saarbrücken TT gleich das erste Highlight des neuen Tischtennis-Jahres dar. Wird die Form zu diesem Zeitpunkt entsprechend gut sein?

Es ist ja nicht der oft erwähnte Kaltstart, denn wir spielen ja eigentlich durch. Einige Spieler von den meisten Final-Four-Mannschaften und auch ich durch meine Qualifikation im Doppel mit Dimitrij Ovtcharov sind ja wenige Tage vorher auch beim WTT-Finals-Turnier in Katar dabei, wo wir im besten Fall bis zwei Tage vor dem Pokal noch spielen. In Saarbrücken haben wir außerdem noch am 27. Dezember in Hamburg das Hinrunden-Finale der TTBL gegen Borussia Düsseldorf im Kalender stehen. Für Weihnachtsplätzchen ist durch alle diese Termine nur wenig Zeit. Trotz der dicht gedrängten Termine sind wir aber alle auf das Final Four besonders heiß.

Als amtierender Champions-League-Sieger spielt Saarbrücken gegen die TTF Liebherr Ochsenhausen um den Einzug ins Endspiel. Wie schätzen Sie Ihren Halbfinalkontrahenten ein?

Ochsenhausen ist natürlich bärenstark, erst recht durch die Rückkehr von Hugo Calderano. Mit Hugo, Simon Gauzy und jedem, den sie als gefährliche Nummer drei aufstellen können, ist Ochsenhausen eine sehr starke Mannschaft und damit auch ein Kandidat für den Titel. Aber als wir uns das Final Four zum Ziel gesetzt hatten, war uns natürlich klar, dass wir es mit solch guten Teams zu tun bekommen. Nichtsdestotrotz wollen wir natürlich ins Finale einziehen.

Viele Fans sagen für das Finale eine Neuauflage des Dauerbrenner-Endspiels zwischen Borussia Düsseldorf und Saarbrücken voraus. Auf welche Paarung tippen Sie für das Endspiel - und warum?

Dass ich auf unsere Teilnahme am Endspiel tippe, versteht sich ja fast von selbst, auch wenn Ochsenhausen sicher etwas dagegen haben wird. Und auch wenn es zuletzt schon recht häufig das Finale Saarbrücken gegen Düsseldorf gegeben hat, wünschen wir es uns wieder, gegen die Borussia im Finale zu spielen. Denn wir haben in der Champions League erlebt, dass es auch für den Verein schon etwas ganz Besonderes ist, ein Finale gegen Düsseldorf zu gewinnen. Letztlich wird es aber in jeder Zusammensetzung ein Finale bleiben und um einen Titel gehen, deswegen würde ich am Ende jedes Finale nehmen.

Der Pokal hat in vielen Sportarten eine ganz spezielle Faszination. Was macht den besonderen Stellenwert im Tischtennis aus?

Der Pokal ist der zweitwichtigste Titel auf nationaler Ebene, wird aber noch schöner dadurch, dass Halbfinals und Endspiel immer an einem Tag ausgespielt werden und immer unfassbar viele Zuschauer dabei sind. Diese Events machen einfach viel Spaß, weil wirklich viel Tischtennis auf hohem Niveau geboten wird und wir so angefeuert werden, wie sonst nur selten im Verlauf einer Saison. Weil die Pokal-Endrunde ein so besonderes Highlight ist, will auch immer jede Mannschaft ins Final Four kommen. Für die Mannschaften, die dabei sind, kann das Turnier auch immer schon ein Fingerzeig dafür sein, dass in der weiteren Saison noch etwas gehen kann.

Im Fußball hat das Pokal-Finale einen mythischen Status, der Fan-Gesang "Berlin, Berlin - wir fahren nach Berlin" ist legendär. Im Tischtennis wird nun zum immerhin schon neunten Mal nacheinander der Pokalsieger in Ulm/Neu-Ulm ermittelt. Lassen sich Tradition und Atmosphäre mit dem Fußball inzwischen schon vergleichen?

Im Fußball ist die Tradition mit Berlin seit 1985 noch etwas länger. Aber ich finde im Tischtennis auch schön, dass etwas Beständigkeit besteht. Die bekannten und vertrauten Abläufe - man kennt die Halle und das Hotel oder weiß zum Beispiel auch, wo man vorher essen geht - empfinde ich als sehr schön. Das gilt auch für die Fans, die sich ja oft schon den Termin in Ulm vormerken. Auch durch diese Beständigkeit in vielen Bereichen ist das Final Four in jedem Jahr ein echtes Highlight.

Sie selbst sind bei Pokalendrunden ein Stammgast und haben in der Pandemie auch die beiden Jahre beim Liebherr Pokal-Final Four ohne Zuschauer erlebt. Was macht für einen Spieler in der Box den Unterschied zwischen solch einer Geisterkulisse wie damals und Spielen mit Zuschauern vor vollen Rängen aus?

Es ist wirklich ein Riesenunterschied, ob Zuschauer dabei sind oder nicht. Ohne Zuschauer war es damals anfangs echt merkwürdig, weil man sich selbst noch mehr pushen musste. In der Mannschaft geht es noch, weil das eigene Team dabei ist und dich anfeuert. Aber der Sport macht erst so richtig viel Spaß, wenn man für und vor so vielen Fans spielen und ihnen eine gute Zeit geben kann. Das macht viel aus, und deswegen finden wir alle diese Events so reizvoll. An unserer Sportart ist ja außerdem das besonders Schöne, dass wir auch beim Pokal viel Nähe zu Zuschauern und Fans haben und dadurch auch viel Zeit, mit ihnen zu sprechen. Wenn, wie sicher nicht nur bei uns, praktisch jeder jeden kennt, macht das bei so großen Events wie dem Pokal einfach einen ganz speziellen Reiz unserer Sportart aus.

Den Pokal haben Sie schon mit Düsseldorf und Saarbrücken gewonnen. Was sind Ihre schönsten Pokal-Erinnerungen?

Meine schönste Pokal-Erinnerung ist von 2022, als wir zuletzt mit Saarbrücken den Pokal gewonnen haben. Damals hatte ich zuvor noch geheiratet und dadurch auch bis zum Final Four gar nicht so viel trainiert. Im Halbfinale gegen Mühlhausen hatte ich auch noch gar nicht so gut gespielt, wir waren mit eineinhalb Beinen auch schon wieder in Saarbrücken, ehe ich uns gegen Daniel Habesohn trotz Rückständen von 0:2 Sätzen und im Entscheidungssatz ins Spiel zurückholen konnte, und im Finale gegen Düsseldorf lief es einfach, dazu habe ich dann richtig gut gespielt und zwei Punkte gemacht, einen davon gegen meinen frisch angeheirateten Schwager Kristian Karlsson. Das war alles schon etwas sehr Besonderes, weil nicht nur ich überhaupt nicht damit gerechnet hatte - genau das macht solche Siege aber zu den schönsten.

Vielen Dank für das Gespräch, Patrick Franziska.


Interview: Florian Manzke

TTBL Redaktion
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10.12.2023

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